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Linux im Desktopbereich – Chancen und Herausforderungen
Wer in der IT-Branche, besonders im Workplace-Umfeld, unterwegs ist, kommt an Microsoft Windows nicht vorbei. Doch Linux hat eine große Daseinsberechtigung im Server-Umfeld. Wie wäre es, darüber nachzudenken, Linux auch im Desktopbereich einzusetzen?
Kurz & knapp
- Linux hat im Desktopbereich seine Berechtigung, ist jedoch immer noch signifikant weniger verbreitet als Windows.
- Gründe, die einer Einführung von Linux oft im Weg stehen, sind: Kompatibilitätsprobleme, Treiberfragen und Gewohnheit.
- Linux bietet jedoch die Chance, den Lifecycle alter Hardware ohne Windows-Support deutlich zu verlängern und ist unter Gesichtspunkten des Datenschutzes im Zeitalter zunehmender Cloud-Nutzung eine valide Alternative.
Warum ist Linux eigentlich noch so wenig verbreitet auf Desktop-Geräten? Die Standard-Antworten von Windows-Enthusiasten sind dann oft: Kompatibilität, Treiberprobleme, Gewohnheit, Firmenstandards und vieles mehr. Es mischen sich mangelndes Interesse, mangelndes Wissen, mangelnde Erfahrung mit wirklich guten rationalen Gründen gegen den Einsatz des Open-Source-Betriebssystems. Während wir uns an Desinteresse die Zähne ausbeißen würden, lohnt es sich, mit einigen inhaltlichen Vorurteilen aufzuräumen und die zentralen Chancen mit Linux aufzuzeigen.
Lifecycle Management von Hardware: Warum Linux eine nachhaltige Alternative ist
Lifecycle Management von Hardware wird zunehmend von den technischen Anforderungen neuer Betriebssysteme dominiert. Läuft ein Gerät zwar noch einwandfrei, ist aber nicht
mehr kompatibel mit Windows 11, so wird es früher oder später ausgemustert.
Natürlich gibt es gewisse Tricks, wie man eine Windows 11 Installation auch auf alter Hardware durchführen kann. Trotzdem liegt genau in diesem Szenario die Chance von Linux als
mögliche Alternative. Zudem ist es deutlich nachhaltiger, alte Hardware weiter zu nutzen, als sie verschrotten oder recyceln zu lassen. Selbst Microsoft empfiehlt und dokumentiert mittlerweile die Installation von Linux.
Open-Source-Lösungen wie Linux können die Datensicherheit steigern
Cloud-Lösungen sind praktisch und nicht mehr wegzudenken, verlagern sie doch Daten in ein Rechenzentrum und integrieren diese nahtlos und nutzbar in die lokalen Endgeräte.
Für End User ist das sehr komfortabel.
Doch besonders Datenschutzbeauftrage und CISOs wissen, dass Daten, die in der Cloud liegen, immer ein gewisses Risiko mitbringen. Sie können vorsätzlich oder auch
unbeabsichtigt in fremde Hände geraten und hohen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Ein aktuelles Beispiel: Bis dato schweigt Microsoft über Details des im Juli
2023 verlorenen Azure Signing Key und die tatsächlichen Ausmaße sind kaum unabhängig überprüfbar. Die zentrale Frage bleibt in vielen Fällen: Vertraue ich Microsoft meine
Unternehmensdaten bedingungslos an?
Bei einem offenen Quell-Code wie bei Linux stellt sich diese Frage gar nicht erst. Jeder kann im Quellcode nachlesen, was das Betriebssystem macht. Es gibt keine
versteckten Funktionen, die Daten lesen, heimlich in die Cloud übermitteln oder auswerten können. Wer nicht in der Lage ist, einen Quell-Code zu lesen, überlässt das der Community. Diese
pflegt und überwacht ihn in transparenter Weise, sodass verdächtige Code-Passagen schnell auffallen. Gerade für Sicherheitsskeptiker wäre es also an der Zeit, sich mit
Linux zu beschäftigen.
Windows vs. Linux – warum Angreifer sich lieber auf das bekanntere System stürzen
Ein weiteres Argument aus Security-Sicht: Linux steht weitaus seltener im Fadenkreuz von Malware, denn es stellt kein attraktives Ziel für Angreifer dar. Wenn es darum geht, Malware zu entwickeln, konzentrieren sich Angreifer nämlich zunächst auf das Betriebssystem, das am weitesten verbreitet ist – und das ist Windows. Somit ist die Gefahr, Opfer eines Zufallsangriffs zu werden, mit Linux deutlich geringer.
Warum IT Admins End Usern die Wahl zwischen Linux und Windows lassen sollten
Doch warum ist Linux noch nicht so weit verbreitet im Business-Umfeld, wenn es doch so viele Vorteile hat?
- Workplace-Admins haben sich in den letzten Jahren immer mehr auf Windows konzentriert. Linux ist bei Admins eher ein Thema für den Server-/Infrastruktur-Bereich.
- Aus dem privaten Umfeld sind End User bereits an Windows gewöhnt. Beruflich ein anderes Betriebssystem zu nutzen, könnten sie dann eher als Belastung empfinden.
Für einen Umstieg heißt das konkret: Eine Linux-Distribution mit einer Windows-ähnlichen GUI könnte die Attraktivität von Linux beim End User steigern. Auswahl gibt es genug. Gleichzeitig gilt es dann zu bedenken, dass einige Business Applications nicht oder nicht so gut auf Linux funktionieren. Nutzt ein Unternehmen bereits Microsoft 365 und die Collaboration-Tools aus Microsoft Teams, so lassen sich nur schwer geeignete Alternativen im Linux-Umfeld finden, die eine vergleichbar nahtlose Zusammenarbeit ermöglichen. Ein echter Minuspunkt im Bereich Digital Employee Experience. Gerade in diesen Fällen sollten IT-Admins den End Usern die Wahl lassen, ob sie Linux auf ihren Endgeräten nutzen wollen. In jedem Fall gilt es, Mitarbeitenden mit Trainings die Angst vor dem Neuen zu nehmen.
Hybride Ansätze: Windows und Linux kombinieren für mehr Flexibilität in der IT
Doch auch für Admins gilt es bei einem Umstieg einiges zu beachten. Es gibt beispielsweise hybride Ansätze, die Windows mit Linux kombinieren. So könnte ein Linux-Endgerät auch teilweise über Virtual Client Services (Remote Desktop Services, Terminal Server) auf zentrale Windows-Hosts zugreifen, wenn Windows für gewisse Funktionen oder Applikationen erforderlich ist. Auf jeden Fall brauchen IT-Fachkräfte entsprechende Hilfe beim Management der Devices. Das Thema „Linux-Management“ würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen. Hier wird es in naher Zukunft einen separaten Artikel geben. Mein Appell ist: Seien Sie offen für Neues und wagen Sie einen Blick außerhalb von Windows. Linux im Desktop-Umfeld hat, wie oben ausgeführt, diverse Vorteile.
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